Wohntrend Cluttercore: Der Charme des geordneten Chaos

In den letzten Jahren hat sich – befeuert durch Social Media – ein neuer Wohntrend namens Cluttercore in der Öffentlichkeit etabliert. Er kehrt dem Minimalismus den Rücken und schätzt die Erinnerungsstücke, die wir im Laufe unseres Lebens sammeln.

Cluttercore ist eine regelrechte Philosophie, die die Individualität und Kreativität des Einzelnen zum Ausdruck bringen will. Du wirst dazu aufgefordert, dich mit deinen Erinnerungsschätzen zu umgeben und sie nicht in Kisten auf dem Speicher verstauben zu lassen.

Was Cluttercore jedoch nicht sein sollte: eine Ausrede, um wahllos Gegenstände zu horten! Wir beleuchten diesen Wohntrend und zeigen dir, wie du ihn sinnvoll umsetzen kannst, ohne dabei unter der Last der Dinge zu ersticken.

Was ist Cluttercore?

Cluttercore ist, wie bereits beschrieben, ein Wohntrend, der das bewusste Sammeln und die gezielte Präsentation persönlicher Gegenstände und Erinnerungsschätze umfasst. Auf Englisch bedeutet „Clutter“ so viel wie „Durcheinander“ und „Kram“. Anstatt möglichst viel wegzulassen und sich – wie beim Minimalismus üblich – auf das Wesentliche zu konzentrieren, ermutigt Cluttercore dazu, viele Besitztümer zur Schau zu stellen.

Bücher, Kunstwerke, Erinnerungsstücke und andere persönliche Gegenstände werden prominent platziert, um Geschichten zu erzählen und sie wertzuschätzen. Stehen minimalistisch eingerichtete Räume für Klarheit und Freiheit, sind Cluttercore-Wohnungen voller Bedeutungen und zeigen einen facettenreichen, individuellen Ausdruck.

Was macht eine Cluttercore-Wohnung aus?

Das Ergebnis sieht meist kunterbunt aus: Reisesouvenirs treffen auf Retro-Gegenstände, Flohmarktfundstücke reihen sich an moderne Kunstwerke, altes Kinderspielzeug, Fotos und Handgemachtes. Wer in ein solches Zuhause kommt, sieht sich einer Sammlung aus Abenteuern, Leidenschaften, Gefühlen und Träumen gegenüber.

Der Stil dieses Konzeptes lässt sich auch als „geordnetes Chaos“ beschreiben, denn es sollen nicht nur wenige Stücke gezeigt werden, sondern die ganze Fülle des Lebens. Cluttercore soll eine warme, persönliche und einladende Atmosphäre in die Wohnräume bringen.

Die Prinzipien von Cluttercore im Überblick

  1. Persönlicher Ausdruck:

Die Cluttercore-Philosophie ermöglicht es, die eigene Persönlichkeit durch die Einrichtung zu zeigen. Dazu sollten die Gegenstände möglichst spezielle Erinnerungsstücke sein, eine besondere Bedeutung haben und Geschichten erzählen.

  1. Farben und Muster:

Im Gegensatz zu den neutralen, gedämpften Tönen des Minimalismus lebt Cluttercore von knalligen Farben und Mustern. Eine mutige Kombination von Farbtönen und Texturen trägt zur Lebendigkeit der Räume bei.

  1. Vielschichtigkeit:

Oft gibt es mehrere „Schichten“ von Dekor und Textilien. Teppiche, Kissen, Decken und Vorhänge werden kombiniert, um Wärme und Gemütlichkeit zu erzeugen.

  1. Organisiertes Chaos:

Es mag erst einmal chaotisch klingen, soll es aber nicht sein. Deshalb erfordert Cluttercore eine bewusste Anordnung. Jeder Gegenstand hat seinen Platz und trägt zur Gesamtästhetik bei. Dafür musst du entsprechend viel Zeit einplanen, denn eine Menge an Dingen braucht mehr Ordnung als die minimalistische Reduktion.

  1. Alles ist erlaubt:

Wie du merkst, ist das Markenzeichen dieses Trends, dass er viele Möglichkeiten zur individuellen Umsetzung bietet. Die Dinge müssen keinen anderen Zweck erfüllen, als dich auf ihre Weise zu erfreuen. Jeder Gegenstand, jede Form, jede Farbe ist erlaubt, solange du dazu einen positiven persönlichen Bezug hast.

Woher kommt der Begriff „Cluttercore“?

Es gibt keinen klar identifizierten „Erfinder“ des Begriffs oder nachvollziehbaren Ursprung des Trends. Er hat sich durch die breite Gemeinschaft von Nutzern in den sozialen Medien geprägt, die ihn – angeführt durch Influencer – insbesondere auf Plattformen wie TikTok und Instagram populär gemacht haben. Letztendlich hat sich die Bezeichnung im Sprachgebrauch festgesetzt.

Cluttercore ist zudem ein deutliches Zeichen unserer Zeit. Denn der Wohntrend gewann besonders während der Pandemie an Bedeutung, als viele Menschen begannen, sich intensiver mit ihren Wohnräumen auseinanderzusetzen. Weil sie dort viel Zeit verbrachten, wollten sie sich in ihren vier Wänden noch wohler fühlen. Der Trend nahm schließlich an Fahrt auf, als mehr Nutzer ihre kreativen Einrichtungsideen online teilten, was zur Verbreitung und Etablierung des Begriffs führte.

Wie du Cluttercore SINNVOLL umsetzt

Cluttercore vereint viele Vorteile, die nicht nur deine Wohnräume aufwerten, sondern dich auch persönlich weiterbringen können, indem du deiner Kreativität freien Lauf lässt und deine Vergangenheit wertschätzt. Hier haben wir einige Tipps für dich:

  1. Zeige dich durch deine Sammlung:

Zeige, was du gern sammelst und welche Dinge, eine besondere Bedeutung für dich haben. Zeige die Person die du bist mit deinem Lebenslauf, der sich anhand der Erinnerungsstücke ablesen lässt. Ob es sich um deine liebsten Bücher, die Vasen deiner Oma oder Souvenirs aus dem letzten Urlaub handelt – alles kann zum Ausdruck deiner Persönlichkeit beitragen, solange es dir Freude bereitet.

  1. Persönliche Erinnerungsstücke in Szene setzen:

Es braucht viel Übung und Zeit, Cluttercore in deinem Zuhause so umzusetzen, dass einzelne Stücke nicht in der Masse untergehen. Gerade deine Lieblingsstücke sollten klar erkennbar sein und besondere Plätze erhalten. Beispielsweise kannst du sie mit einer durchdachten Lichtführung entsprechend hervorheben.

  1. Lass dir etwas Ungewöhnliches einfallen:

Werde kreativ und probiere etwas Neues aus. Stapele deine Bücher auf ungewöhnliche Weise oder gruppiere sie neben Kunstwerken und Fotografien zu Galeriewänden.

  1. Pflanzen bringen Lebendigkeit:

Sorge bei so vielen (toten) Dingen für genug Lebendigkeit. Viele schöne Cluttercore-Wohnungen setzen auf ausreichend Pflanzen für natürliches Grün.

  1. Finde spannende Kombinationen:

Was macht deine alte Barbie-Puppe neben dem türkisen Mixer? Experimentiere mit ungewöhnlichen Kombinationen aus alt und neu, nützlich und lustig, deutsch und exotisch…

  1. Inspirieren lassen aber nicht kopieren:

Inspirationen findest du auf den Social Media-Kanälen und in Wohnzeitschriften natürlich viele. Pass jedoch auf, dass du nicht nur die Vorgaben von anderen kopierst. Schließlich geht es darum, deine individuelle Persönlichkeit zu spiegeln. Probiere also aus, was dir am meisten zusagt, aber entscheide dich für die Varianten, die für dich bedeutungsvoll sind.

  1. Habe Spaß beim Cluttercore:

Dieser Wohntrend soll dir Freude bereiten – bei der Umsetzung ebenso wie später beim Betrachten. Wenn es dir Spaß macht, nimmst du dir umso lieber Zeit dafür. Zudem werden auch andere Menschen spüren, wie viel Lebensfreude dahintersteckt.

  1. Weiterentwicklung ist gefragt:

Sieh dein „Werk“ nie als vollendet an. Du darfst dich stetig weiterentwickeln und dein Zuhause umgestalten. Cluttercore bietet sich für ständige Veränderungen an.

Herausforderungen beim Cluttercore

Es kann gar nicht oft genug betont werden: Cluttercore bedeutet nicht, eine Ausrede zu haben, um nie wieder etwas wegzuschmeißen oder das Aufräumen ganz sein zu lassen. Du solltest wirklich nur die Stücke aufbewahren und präsentieren, die eine starke Bedeutung für dich haben. Es geht auch nicht darum, möglichst schnell, möglichst viele Dinge anzuhäufen. Cluttercore braucht Zeit und ist ständig im Wandel, denn manche Gegenstände verlieren über die Jahre hinweg vielleicht an Bedeutung und es kommen stets „Wichtigere“ hinzu.

Wenn du Cluttercore richtig umsetzen willst, sei dir unbedingt den Herausforderungen dieses Wohnstils bewusst:

  1. Balance finden:

Der Grat zwischen gemütlich und überladen ist sehr schmal. Es erfordert Geschick, das richtige Gleichgewicht zu finden und manchmal solltest du auf die Meinung einer guten Freundin hören. Niemand soll sich erschlagen fühlen, wenn er dein Zuhause betritt.

  1. Bewusste Auswahl treffen:

Der Reiz des Cluttercore liegt oft in der Geschichte, die die einzelnen Gegenstände erzählen. Es besteht jedoch die Gefahr, dass du viele Dinge ansammelst, die dir einfach nur gefallen, aber keine persönliche Bedeutung haben. Frage dich deshalb bei jedem (neuen) Stück, warum es dir wichtig ist und ob es wirklich zu dir passt. Und ja: Dieser Prozess kann und soll sogar einige Zeit in Anspruch nehmen. Vielleicht findest du dabei nämlich auch interessante Einsichten in deine Persönlichkeit und deine Sehnsüchte.

  1. Ordnung und Sauberkeit halten:

Gerade bei einer Vielzahl an Gegenständen braucht es mehr Zeit, um den Raum sauber und geordnet zu halten. Denke unter anderem daran, dass du viele kleine Gegenstände auch regelmäßig abstauben musst. Wenn dir das ein Graus ist, solltest du für entsprechende Vitrinen sorgen, in die weniger Staub gelangt.

  1. Räumliche Begrenzungen anerkennen:

Besonders in kleinen Räumen kann Cluttercore schnell überwältigend wirken, da es einfach nicht genug Platz für viele Gegenstände gibt, ohne dass die Zimmer überfüllt erscheinen. Nutze den vertikalen Raum effektiv, indem du Regale und Hängesysteme einsetzt. Wähle Möbel, die gleichzeitig als Stauraum dienen können, um Platz zu sparen. Gestehe dir jedoch auch ein, dass du nicht unendlich viel Raum hast und wähle neue Stücke daher sehr sorgfältig aus.

  1. Sich von Dingen trennen können:

Es ist wichtig, regelmäßig auszusortieren und sicherzustellen, dass jeder Gegenstand einen Zweck erfüllt, sei es emotional oder funktional. Regelmäßiges Umgestalten und Neuarrangieren kann helfen, die Balance zu halten. Beispielsweise kannst du für jedes neue Stück, das zu deiner Sammlung hinzukommt, einen alten Gegenstand ziehen lassen oder in einer Box aufbewahren, wenn du dich noch nicht trennen willst.

  1. Gemütlichkeit geht vor:

Pass auf, dass du am Ende nicht in einem Museum sitzt! Du sollst dich schließlich in deinem Zuhause wohl fühlen. Eventuell stellst du allerdings fest, dass zu viele Erinnerungsstücke dazu fühlen, dass die Zimmer eher wie Ausstellungsräume wirken. Dann sorge zum Beispiel mit Kissen, Decken und warmen Lichtquellen für mehr Gemütlichkeit.

  1. Kompromisse finden:

Da Cluttercore stark von persönlichen Vorlieben geprägt ist, kann es schwierig sein, diesen Wohntrend mit dem Geschmack von Mitbewohnern oder der Familie in Einklang zu bringen. Kompromisse sind nötig, damit alle sich wohl fühlen. Eventuell muss sich das Cluttercore-Konzept auf bestimmte Räume beschränken oder durch gemeinsame Erinnerungsstücke angefüllt sein.

Cluttercore: Top oder Flop?

Cluttercore ist ein erfrischender und kunterbunter Trend, der Erinnerungsstücke sowie die Schönheit im Überfluss feiert und Individualität in den Vordergrund stellt. Der Cluttercore-Stil bietet eine wunderbare Option, um Individualität und Kreativität auszudrücken und deine Erinnerungen wertzuschätzen. So viel zu den Pluspunkten, die dem Stil seine Berechtigung geben.

Aber die Gefahr, ohne Reflektion zu viele Dinge anzusammeln, die die Räume überladen, ist groß. Nicht immer funktioniert „Mehr ist mehr“.

Dazu kommt, dass manche Menschen Gegenstände, Bilder und Textilen nur zusammenwürfeln, um das perfekte Instagram-Bild zu kreieren. Überlege dir ganz genau, ob dieser Trend zu dir passt und du ausreichend Zeit für die Umsetzung sowie später das Putzen und Ordnung halten hast.

Durch sorgfältige Planung und bewusste Gestaltung können Räume entstehen, die sowohl gemütlich als auch persönlich sind. Das Geheimnis liegt darin, ein Gleichgewicht zwischen Vielfalt und Ordnung zu finden und die Räume kontinuierlich an die eigenen Bedürfnisse und Vorlieben anzupassen – inklusive regelmäßigem Aussortieren.