Mein letzter Koffer beschäftigt sich mit dem sogenannten „Death Cleaning“ oder „döstädning“. Der Begriff stammt aus dem Schwedischen und bedeutet quasi “Todes-Putz.“ Death Cleaning ist nicht neu, aber die Autorin Margareta Magnusson hat den Begriff in ihrem Buch „Frau Magnussons Kunst, die letzten Dinge des Lebens zu ordnen“ in die Öffentlichkeit geholt und sehr sympathisch beschrieben, was es damit auf sich hat. Der Begriff bezeichnet quasi den Prozess seinen Nachlass zu Lebzeiten für die Angehörigen zu regeln. Das betrifft Dokumente, Gegenstände, Möbel, einfach alles, was man besitzt.
„Ich habe angefangen, meinen Haushalt von überflüssigen Dingen zu befreien. Im Schwedischen haben wir dafür ein Wort: dö heißt Tod und städning aufräumen oder reinemachen. Döstadning bedeutet, dass man Dinge ausrangiert, die man nicht mehr braucht, und seine Wohnung angenehm und ordentlich gestaltet, wenn man spürt, dass der Zeitpunkt näher rückt, da man diese Welt verlassen muss.“
Margareta Magnusson ist Künstlerin und sagt von sich, dass sie zwischen 80 und 100 Jahre alt sei. Sie hat fünf Kinder und ist in ihrem Leben 17 Mal im In- und Ausland umgezogen. Sie kennt sich also sehr gut damit aus, was man aussortieren oder zurücklassen muss.
Frau Magnusson musste mehrfach Death Cleaning für andere Personen machen (ihre Mutter, ihre Schwiegermutter und ihren eigenen Mann), nachdem diese verstorben waren. Eine besondere Herausforderung. Um für ihre fünf Kinder vorzusorgen, beschreibt sie im Buch den Prozess ihres eigenen döstadnings und gibt viele Anregungen und Tipps.
„Für jeden gilt: Ein Mensch, der sie liebt, möchte schöne Dinge von Ihnen erben, nicht Ihren ganzen Krempel.“
Magnusson plädiert dafür, sich bereits zu Lebzeiten von Dingen trennen, die uns nicht mehr glücklich machen. Wir sollten bewusste Entscheidungen darüber zu treffen, was für uns wirklich von Bedeutung ist und was wir alles bereits weggeben können, damit wir unseren Lieben keinen unnötigen Ballast hinterlassen.
„Sie haben im Laufe ihres Lebens so viele wunderbare Dinge zusammengetragen – Dinge, deren Wert Ihre Familie und Ihre Freunde gar nicht ermessen und mit denen sie kaum etwas anfangen können. Ich möchte Ihnen dabei helfen, dass Ihre Lieben angenehme und nicht verstörende Erinnerungen an Sie bewahren.“
Margareta Magnusson hält sich nicht an Checklisten, sie erzählt ihre eigene und ganz persönliche Geschichte. Sie nimmt uns mit auf ihre Reise, beschreibt ihren Weg, ihr eigenes Death Cleaning.
Magnusson geht beim döstadning relativ pragmatisch vor.
„Für mich bedeutet es, dass ich alle meine Sachen durchsehe und überlege, was ich mit dem mache, was ich nicht mehr haben will. Schauen Sie sich um. Viele Dinge sind wahrscheinlich schon so lange in ihrem Besitz, dass Sie sie gar nicht mehr wahrnehmen und wertschätzen.“
Magnusson rät mit Keller, Garage oder Diele zu beginnen, denn dort lagern wir oft Dinge, die man später sowieso entsorgen will. Dann geht sie noch von Groß nach Klein vor. Sie kümmert sich erst um die großen Möbel und Objekte und arbeitet sich dann zu den Details vor.
Alle Dinge in der Wohnung lassen sich außerdem bestimmten Kategorien zuordnen: Möbel, Kleider, Bücher, usw. Sie beginnt beim Ausmisten immer mit der Kategorie Kleidern, da sich diese am einfachsten reduzieren lassen.
Dann geht sie auf verschiedene Hobby-Bereiche ein, denn jeder Mensch hat hier andere Kategorien. Als ehemalige Künstlerin hatte sie natürlich viele Bilder im Haus, von denen sich sich beim Umzug in ein kleineres Zuhause trennen musste.
Sie rät außerdem, nicht mit Fotos, Briefen oder persönlichen Schriftstücken zu beginnen, denn dabei verliert man sich in Erinnerungen und das bremst das Death Cleaning aus.
„Jeder Gegenstand hat seine Geschichte, und es kann beglückend sein, sich diese Geschichte in Erinnerung zu rufen.“
Sie sieht das Death Cleaning als Chance, als etwas Bereicherndes, sich noch mal Zeit für seinen Besitz zu nehmen, noch mal Karten und Briefe zu lesen und sich dann aber davon zu verabschieden.
Sie gibt auch Tipps, wie man Abnehmer für seine Habseligkeiten finden kann. Man soll z. B. einfach mal in seinem Umfeld schauen und Freunde, Verwandte und Nachbarn einladen.
„Vielleicht stehen Sie Ihnen zur Seite, helfen Ihnen, die schweren Sachen an einem anderen Platz zu tragen, oder nehmen sogar Dinge mit, die Sie nicht mehr brauchen. Sie werden sehen: Bald kommen immer neue Leute zu Ihnen, die sie mögen (und auch einige, die sie nicht mögen), und verabschieden sich mit Büchern, Klamotten und Gebrauchsgegenständen unterm Arm.“
Magnusson spricht im Buch offen und gelassen über das schwierige Thema Tod und ermutigt dazu, sich mit diesem Thema zu befassen. Für sie ist döstadning keine traurige Angelegenheit, ganz im Gegenteil. Magnusson sagt, sie wollte kein trauriges Buch schreiben, in der Welt gibt es schon genug Trauriges. Sich ein letztes Mal mit den Dingen zu befassen, die man weggibt, kann auch bereichernd sein.
Für ihre Kinder hat sie jeweils einen Umschlag mit Fotos gesammelt und an alle verteilt, als sie bei ihr zu Besuch waren. Alle konnten gemeinsam in Erinnerung schwelgen beim Betrachten der Bilder. Eine schöne Idee.
Magnusson plädiert auch für eine sogenannte Wegwerf-Schachtel. Darin befinden sich Dinge, die ihr persönlich wichtig sind, aber die nach dem Tod entsorgt werden können, ohne dass die Angehörigen diese Schachtel noch mal sichten müssen. Eine gute Idee.
Magnusson gibt in ihrem Buch viele Anregungen, wie man sein eigenes Death Cleaning angehen kann. Einige dieser Ideen findest du auch auf Mein letzter Koffer wieder und noch viele weitere Anregungen, wie du dich um Vorsorge, Ordnung und Erinnerungen kümmern kannst.
Aber letztendlich muss jeder seinen Weg und sein eigenes Tempo finden, um seinen letzten Koffer zu packen!