Körperspende: Wenn der letzte Weg der Wissenschaft dient

Wusstest du, dass ich einmal Medizin studiert habe? Zwar nur drei Semester, aber immerhin. Diese Erfahrung hat mir einen Einblick in die Welt der Medizin, Anatomie und Forschung gegeben – und in ein Thema, das mich seither nicht mehr loslässt: die Körperspende.

Wenn Menschen sterben, denken viele zuerst an Bestattung, Grabstein und Abschiednehmen. Doch es gibt auch jene, die ihren Körper nach dem Tod der Wissenschaft zur Verfügung stellen. Das nennt man Körperspende. Dieser Artikel beleuchtet, was Körperspende bedeutet, welche Möglichkeiten es gibt und warum es eine Form der Fürsorge über den Tod hinaus ist.

Was bedeutet Körperspende?

Bei einer Körperspende stellt eine Person ihren Körper nach dem Tod einer medizinischen Einrichtung zur Verfügung. Der Körper wird dann für Ausbildungs- und Forschungszwecke genutzt – zum Beispiel für die Ausbildung von Medizinstudierenden im Fach Anatomie oder zur medizinischen Forschung.

Wofür wird ein gespendeter Körper verwendet?

  1. Anatomische Ausbildung: An Universitäten und medizinischen Fakultäten wird die menschliche Anatomie vor allem am realen Körper gelehrt. Eine Körperspende ermöglicht es, dass Studierende den Aufbau des Körpers, die Organe und deren Lageverhältnisse nicht nur aus Lehrbüchern lernen, sondern praktisch erfahren.
  2. Forschung: Auch in der medizinischen Forschung sind Körperspenden essenziell. Neue Operationstechniken, Implantate oder Therapien können so realitätsnah entwickelt und getestet werden.
  3. Plastination: Das Verfahren der Plastination, bekannt durch die Ausstellungen „Körperwelten“ von Gunther von Hagens, ist eine besondere Form der Konservierung. Dabei werden Körperflüssigkeiten und Fette durch Kunststoffe ersetzt, sodass der Körper dauerhaft haltbar wird. Nur ein kleiner Teil der Körperspenden wird plastiniert – in der Regel nach ausdrücklicher Zustimmung der Spender:innen.

Welche Möglichkeiten der Körperspende gibt es?

  • Universitätsinstitute für Anatomie: Viele Universitäten in Deutschland, Österreich und der Schweiz nehmen Körperspenden an. Die Bedingungen sind unterschiedlich, daher ist es wichtig, sich frühzeitig bei der jeweiligen Institution zu informieren.
  • Privatinstitute wie das Institut für Plastination: Wer explizit will, dass sein Körper für eine Ausstellung verwendet wird, kann dies beim Institut für Plastination angeben. Eine Zustimmung zur Plastination ist hier zwingend erforderlich.
  • Spenden an medizinische Forschungseinrichtungen: Auch Forschungszentren, z. B. für Neurowissenschaften, Pathologie oder Zahnmedizin, nehmen teilweise Körperspenden entgegen.

Was muss man beachten, wenn man seinen Körper spenden möchte?

  • Schriftliche Erklärung: Eine Körperspende muss zu Lebzeiten schriftlich erklärt werden. Dazu gehört auch die Angabe der bevorzugten Einrichtung.
  • Einverständnis der Angehörigen: Manche Institute verlangen zusätzlich das Einverständnis der nächsten Angehörigen.
  • Kostenregelung: Oft übernehmen die medizinischen Institute die Kosten für Transport, Aufbewahrung und spätere Bestattung. Dies kann jedoch variieren.
  • Keine gleichzeitige Organspende: In den meisten Fällen ist keine gleichzeitige Organ- und Körperspende möglich, da die Verwendung für medizinische Zwecke unterschiedliche Anforderungen hat.
  • Rücktritt jederzeit möglich: Wer eine Körperspende erklärt hat, kann diese jederzeit widerrufen – formlos und ohne Angabe von Gründen.

Vorteile der Körperspende

  • Beitrag zur medizinischen Ausbildung und Forschung: Man hilft zukünftigen Generationen von Ärzt:innen und Patient:innen.
  • Kostengünstige Alternative zur Bestattung: In vielen Fällen übernimmt die Universität die spätere Bestattung.
  • Bewusster Umgang mit dem eigenen Tod: Eine Körperspende ist ein Ausdruck von Selbstbestimmung und Verantwortung.

Nachteile und Herausforderungen

  • Kein klassischer Abschied: Oft können Angehörige keinen traditionellen Abschied am offenen Sarg nehmen.
  • Verzögerte Bestattung: Die Nutzung des Körpers kann mehrere Monate oder Jahre dauern. Erst danach erfolgt die Beisetzung, meist anonym oder in einer Gemeinschaftsgrabanlage.
  • Emotionale Belastung für Angehörige: Nicht jede Familie kann oder will mit dem Gedanken leben, dass der Körper eines geliebten Menschen nach dem Tod nicht sofort bestattet wird.

Alternative: Das klassische Begräbnis und medizinisches Engagement

Nicht jeder möchte seinen Körper spenden – und das ist völlig in Ordnung. Wer trotzdem helfen will, kann z. B. durch Blutspenden, Organspendeausweise oder die Unterstützung von medizinischen Projekten aktiv sein.

Persönliche Vorsorge ist entscheidend

Wie bei allen Themen rund um den Tod gilt auch hier: Frühzeitige Entscheidungen entlasten die Angehörigen und sorgen dafür, dass der eigene Wille respektiert wird. Wer sich für eine Körperspende entscheidet, sollte dies offen mit Familie und Freund:innen besprechen und die nötigen Dokumente rechtzeitig ausfüllen.

Fazit

Eine Körperspende ist ein großer Akt der Fürsorge – für die Wissenschaft, für kommende Generationen und auch für sich selbst. Es ist eine sehr persönliche Entscheidung, die Mut und Reflexion verlangt. Doch sie kann helfen, den eigenen Tod nicht nur als Ende zu sehen, sondern auch als wertvollen Beitrag für das Leben anderer.

Ich bin auf jeden Fall noch heute unglaublich dankbar für den Körperspender, der uns 1/2 Jahr im Anatomiekurs begleitet hat und an dem ich lernen durfte, wie wertvoll und wunderbar unser Körper ist.