Trauerschmuck – von traditionell bis modern

Subtil und zurückhaltend oder kraftvoll und ausdrucksstark – Trauerschmuck ist facettenreich im Erscheinungsbild und in seiner emotionalen Bedeutung für die Menschen, die ihn tragen. Er kann für den Abschied, Trost und die Erinnerung an einen geliebten Menschen stehen. Solche Anhänger, Ketten, Armbänder und weitere Stücke erzählen persönliche Geschichten über Liebe und Verlust. In diesem Text werfen wir einen Blick auf die verschiedenen Stile und Traditionen des Trauerschmucks, entdecken, wie sie sich im Laufe der Jahre verändert haben und berichten, warum diese speziellen Schmuckstücke auch heute noch so bedeutsam sind. Zudem stellen wir dir vier moderne Hersteller von individuellem Trauerschmuck vor.

Zur Entwicklung von Trauerschmuck

Die Tradition des Trauerschmucks hat sich über die Jahrhunderte hinweg stetig verändert bzw. weiterentwickelt. Die Verbindung von Schmuckstücken und dem Tod reicht bis in die Antike zurück. In dieser Zeit waren sie jedoch eher den Verstorbenen vorbehalten. Bei den alten Ägyptern wurden zum Beispiel kostbare Amulette produziert, um sie den bessergestellten Toten als Grabbeigaben mit auf ihren Weg in die Unterwelt zu geben. Im griechischen Kulturkreis war es vor allem Goldschmuck, der mit ins Grab gelegt wurde.

Trauerschmuck in Europa

Etwa ab dem 14. Jahrhundert etablierte sich der Brauch des Gedenkschmucks in Europa. Aus England ist bekannt, dass dort anlässlich von Beerdigungen Ringe als Erinnerungsstücke an die Anwesenden verteilt wurden. Später erweiterte sich das Angebot des Trauerschmucks. Im viktorianischen England erreichte diese Tradition ihren Höhepunkt und wurde geradezu kommerzialisiert.

Nach dem Tod von Prinz Albert im Jahr 1861 trauerte Königin Victoria intensiv, was sich aufgrund der verordneten Hof- und Staatstrauer auf das gesamte Königreich übertrug. Schwarz emaillierte Broschen, Armbänder, Ringe, Manschettenknöpfe und Medaillons wurden populär. Diese Schmuckstücke waren nicht nur Ausdruck tiefer Trauer, sondern auch eine Möglichkeit, die Erinnerung an den geliebten Menschen stets bei sich zu tragen. Zum Teil wurden dafür Namen und Daten der Verstorbenen  eingraviert.

Trauerschmuck: Symbolik und Materialien

Trauerschmuck ist reich an Symbolen. In Bezug auf den Gedanken der Vergänglichkeit waren anfangs in Europa Totenköpfe, Särge und Kreuze zu sehen. Das Repertoire wurde später beispielsweise durch Urnen und Säulen ergänzt. Da für westliche Kulturen Schwarz als Trauerfarbe gilt, kamen dunkle Materialien wie die Edelsteine Onyx, Obsidian und Jet sowie schwarze Emaille zum Einsatz. Perlen sollten für vergossene Tränen stehen.

Erinnerungsschmuck aus Haaren

Ein besonders berührendes Element des Trauerschmucks für obere soziale Schichten und das Bürgertum ist der Haarschmuck. Im späten 18. und 19. Jahrhundert war es üblich, Haarsträhnen der Verstorbenen in Schmuckstücke einzuarbeiten. Weil Frauen ihre Haare in der Regel lang trugen, konnten aus den langen Haarsträhnen ganze Ketten und Kunstwerke wie Haarbilder erstellt werden. Dafür brauchte es viel Geschick.

Diese persönlichen und intimen Erinnerungen stellten wertvolle Familienerbstücke dar, die von Generation zu Generation weitergegeben wurden. Im Kontrast dazu wurde anderer Trauerschmuck, ähnlich der Trauertracht, zum Teil nach einem gewissen Zeitraum wieder abgelegt. Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts starb die Tradition dieses Haarschmucks langsam aus. Insgesamt wurden Trauer und Schmerz weniger offen zur Schau gestellt, die Haarlocken verschwanden in Medaillons.

Moderne Interpretationen und Bedeutungen

Heute ist der Trauerschmuck um viele Varianten reicher. Aus Asche entstehen beispielsweise Diamanten, die in Schmuckstücke eingearbeitet werden. Andere lassen den Fingerabdruck eines geliebten Menschen in individuelle Stücke fassen. Doch auch die Tradition des Haarschmucks wird in modernen Versionen wieder angeboten. Gerade in einer gefühlt sehr schnelllebigen Zeit verspricht dieser Schmuck eine Gelegenheit, um innezuhalten, sich zu besinnen und ein langlebiges Zeichen der Erinnerung stets bei sich zu tragen. Dabei geht es längst nicht nur um verstorbene Menschen. Zusätzlich haben Erinnerungsstücke zum Gedenken an Haustiere jetzt nämlich ihren festen Platz innerhalb der Sparte des Trauerschmucks.

Bezüglich der Ausführung erfüllen zahlreiche Hersteller individuelle Wünsche der Trauernden. Damit du davon einen Eindruck erhältst, stellen wir dir vier unterschiedliche Beispiele für Trauerschmuck-Anbieter vor.

Trauerschmuck von Moments

Trauerschmuck mit Asche © keepmoments
Trauerschmuck mit Asche © keepmoments

„Hätte ich von dieser schönen Möglichkeit gewusst, Erinnerungen zu bewahren, ich hätte mir etwas anfertigen lassen.“ Ramona Jänicke von Moments sagt, dass sei der häufigste Satz, den sie höre, wenn sie die Schmuckstücke aus ihrem Sortiment vorstelle. „Und das ist zu meiner Mission geworden. Ich möchte, dass Trauernde davon wissen und dann selbst entscheiden, ob sie unser Schmuck durch die Trauer begleiten darf.“

Mit den handgefertigten Schmuckstücken von Moments leben Erinnerungen und wichtige Momente für die Angehörigen wieder auf. Zur Auswahl stehen Halsketten, Ringe, Armbänder, Handschmeichler und mehr. Darin können Asche, Haare, Fingerabdrücke oder Blumen und Stoff eingefasst werden. Je nach Wunsch geht es noch ausgefallener, da beispielsweise Sand, Nabelschnur, Lippenstift oder sogar der Lieblings-Eierlikör der Verstorbenen ihren Platz finden. Dafür sorgt die Konservierung durch Kunstharz. Auch Moments bietet Tierfreunden die entsprechenden Optionen für Erinnerungen an ihre tierischen Begleiter.

Moderner Trauerschmuck mit Haar © keepmoments
Trauerschmuck mit Haar © keepmoments

Durch selbst gewählte Gravuren mit Symbolen, Handschriften oder sogar Zeichnungen erhält der Trauerschmuck eine zusätzliche Individualisierung. Für ein solches Erinnerungsstück mit Asche werden circa fünf Gramm Asche verwendet. „Wir arbeiten mit Bestattern und Pflegeeinrichtungen zusammen, denn diese Einrichtungen haben die Möglichkeit noch rechtzeitig Erinnerungsmaterialien für ein besonderes Schmuckstück zu sichern“, so Jänicke. Für die Herstellung in Handarbeit musst du etwa mit zehn Wochen rechnen.

Ramona Jänicke weist außerdem auf die Wirkung der Schmuckstücke hin: „Laut mehreren Studien wie die von Sedikides von 2018 und von Routledge 2013 verbessert Erinnerungsschmuck die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden, bewahrt die positiven Erinnerungen und reduziert das Gefühl der Einsamkeit.“

Trauerschmuck von Michaela Donsbach

Individuell angefertigter Trauerschmuck mit Pferdehaar © Michaela Donsbach

Ganz individuellen Schmuck kreiert Michaela Donsbach in Düsseldorf. Der Goldschmiedin und studierten Designerin liegt es am Herzen, gemeinsam mit den Hinterbliebenen persönliche Stücke zu erstellen und dafür nimmt sie sich ausreichend Zeit. Es sei ihr ein Anliegen, dass keine unreflektierten Erinnerungen in den Trauerschmuck einfließen, erklärt sie im ausführlichen Interview mit „Mein letzter Koffer“. Um Licht und Trost zu spenden, sollen vor allem die positiven, verbindenden Momente in die Erstellung des Schmucks einfließen. Unter anderem hat sie die Erfahrung des Todes ihrer Mutter dazu geführt, Stücke mit Bedeutung zu schaffen, die Hinterbliebenen Halt geben.

Der Taris-Ring © Michaela Donsbach

Ein Beispiel für ihre Arbeit im Bereich Trauerschmuck stellt der Taris-Ring dar, ein „Fixstern in der Dunkelheit“. Durch die Auswahl des Metalls und eine persönliche Gravur entsteht ein individueller Ring, der daran erinnert, in Zeiten des Abschieds gut auf sich selbst zu achten. Dabei hat er wenig mit traditionellem Trauerschmuck zu tun, weshalb die Träger ihre Trauer auf diskrete Weise ausdrücken können.

 

Trauerschmuck von Rimaneo 

Schmuck mit einem Fingerabdruck © Rimaneo

Die Mission von Rimaneo ist, Schmuckstücke mit Fingerabdrücken zu einem warmen Berührungserlebnis zu machen. Laut Verena Oberhollenzer sei die Empfindung bei einer metallischen Ausführung nämlich zu kühl für eine solche Kostbarkeit. Sie bevorzugt Porzellan für ihre Werke. Dafür sind dreidimensionale Negative aus einer speziellen Knetmasse nötig. Diese Fingerabdrücke werden von ihr in Porzellan übertragen, ein Material, das ebenso robust ist, wie edel wirken kann. Ketten, Ringe, Broschen, Armbänder usw. – jedes Schmuckstück entsteht in Handarbeit, was es zum Unikat macht.

Bearbeitung einer kleinen Hand © Rimaneo

Zudem fertigt die gelernte Bildhauerin und Kunsttherapeutin Abgüsse von Gesichtern, Händen und Füßen in einer Steingussmasse. Aus dem Abdruck einer Handfläche wird auf Wunsch ebenfalls ein Handschmeichler bzw. eine Handschale. Kunden können für die weitere Gestaltung aus verschiedenen Farben wählen.

Zur Erstellung des Schmucks mit einem Fingerabdruck braucht sie etwa zwei Wochen, sobald ihr der Negativabdruck vorliegt. Soll dieser in Gold oder Silber gefasst werden, beträgt die Dauer circa sechs bis acht Wochen. Bei Rimaneo gibt es darüber hinaus entsprechende Varianten, um Erinnerungen an Haustiere zu schaffen.

Trauerschmuck von Cara AG

Ein Hersteller, der aus wenigen Gramm Haar oder sonstigem organischen Material, Liebesbriefen etc. Diamanten anfertigt, ist Cara AG. Die daraus gewonnene Asche dient als Kohlenstoffquelle, aus der in einem mehrwöchigen Verfahren Diamanten wachsen. Das deutsche, familiengeführte Unternehmen bietet unterschiedliche Schliffe an, unter anderem Herzen. Außerdem kann der Diamant eingefärbt werden in blau, rosa oder gelb. Anschließend wird ein solcher Erinnerungsdiamant auf Wunsch in einen Ring, Kettenanhänger, Broschen, sogar Piercings oder weitere individuell gefertigte Schmuckstücke eingefasst.

Für Cara AG gilt, dass sie sowohl Diamanten aus Material von Menschen als auch aus Asche von tierischen Gefährten wie Hunden, Katzen und Pferden erstellen.

 

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