Vorsorge-Serie: Der Organspende-Ausweis

Im Organspende-Ausweis beziehungsweise dem neuen Organspende-Register erklärst du, wie du auf folgende Frage antwortest. Organspende: Ja oder Nein? Diese Frage sollte sich jeder Mensch individuell stellen. Mit diesem Text möchten wir deine Entscheidung nicht beeinflussen, jedoch aufzeigen, dass es wichtig ist, sich dem Thema zu widmen.

Unter welchen Umständen ist die Organspende möglich?

In Deutschland dürfen Organe beziehungsweise Gewebe nur unter bestimmten rechtlichen und medizinischen Voraussetzungen entnommen werden. Dazu zählt, dass der Hirntod festgestellt werden muss und eine Zustimmung zur Organ- bzw. Gewebespende vorliegt – vom Betreffenden selbst oder den dazu befugten Angehörigen.

Was ist ein Organspende-Ausweis?

Der Organspende-Ausweis ist eine schriftliche Willenserklärung für den Todesfall. Im Format einer Kreditkarte kannst du darauf ankreuzen, dass du Organe und Gewebe spenden willst, wenn Ärzte den Hirntod festgestellt haben – oder ob du es ablehnst. Im Ausweis lässt sich zudem explizit festhalten, welche Organe gespendet bzw. im Körper verbleiben sollen. Es können beispielsweise Herz, Nieren und Lungen entnommen werden, um einem anderen Menschen das Leben zu retten.

Möchtest du die Entscheidung nicht selbst treffen, hast du die Möglichkeit, auf der Karte die Kontaktdaten einer Person anzugeben, die darüber bestimmen soll.

Wo finde ich den Organspende-Ausweis?

Aufgrund der praktischen Größe des Organspende-Ausweises kannst du ihn bequem im Geldbeutel bei dir tragen. Dadurch wird sichergestellt, dass die Information umgehend an die Ärzte übermittelt wird.

Den Organspende-Ausweis kannst Du auf dieser Seite als PDF herunterladen und ausdrucken oder kostenfrei als Plastikkarte bestellen. Dazu gibt es auf der Webseite viele wichtige Informationen rund um die Organspende (auch als Flyer und in verschiedenen Sprachen).

In einer Patientenverfügung lassen sich diese Punkte ebenfalls festhalten. So oder so ist deine Verfügung bindend und muss von den Ärzten und deinen Angehörigen eingehalten werden.

Neu seit März 2024: das Organspende-Register

Seit 2024 findest du unter www.organspende-register.de eine digitale Möglichkeit, um deine persönliche Erklärung zur Organ- und Gewebespende kostenlos einzutragen (sobald du 16 Jahre alt bist). Das Register wird vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte betrieben. Ab Juli 2024 erhalten alle Entnahmekrankenhäuser Zugriff auf das Organspende-Register, sodass sich die entsprechende Information schnell abrufen lässt. Im Folgenden soll die Erklärung auch über die Krankenkassen-Apps hinterlegt werden. Ab Anfang 2025 werden zudem die Gewebeeinrichtungen an das Online-Register angebunden.

Da sich dieses Register aktuell noch im Aufbau befindet, wird dazu geraten, für den Übergangszeitraum auf jeden Fall noch eine schriftliche Erklärung als Absicherung zu hinterlegen. Der Organspende-Ausweis verliert also nicht an Gültigkeit. Wenn mehrere Dokumente vorliegen, gilt das jüngste.

Hier werden die wichtigsten Fragen rund um das neue Organspende-Register und die Details bezüglich der sicheren Registrierung übersichtlich erklärt.

Lies diese Hinweise unbedingt, bevor du dich online anmeldest, denn du musst für den Prozess eventuell noch die AusweisApp installieren. Sicherlich stellt es für einige Nutzer eine Hürde dar, dass für die Authentifizierung die AusweisApp oder beim Einsatz eines Computers und Laptops sogar zusätzlich ein Kartenlesegerät nötig ist.

Schnelle Entscheidung über Organspende

Liegt kein Organspende-Ausweis, ein Eintrag im Organspende-Register oder eine andere Form der Entscheidung vor, sollen die nächsten Angehörigen oder Bevollmächtigten sich äußern, ob eine Organ- und/oder Gewebespende im Sinn der verstorbenen Person wäre. Für viele Angehörige ist das eine sehr belastende Situation, zusätzlich zu einer ohnehin bereits schweren Zeit.

Deshalb ist es gut, wenn du deine Einstellung bereits klar formuliert, am besten schriftlich festgehalten hast und deinen Angehörigen diesen Teil abnimmst. Stelle dir die umgekehrte Situation vor: Könntest du ohne Weiteres bestimmen, ob ein hirntoter Angehöriger als Organspender in Frage käme?

Wenn du dir noch unschlüssig bist, ob du Organspender werden willst, findest du auf der Seite des Bundesministeriums für Gesundheit viele, gut aufbereitete Informationen.

Organspende-Ausweis: Ist meine Entscheidung bindend?

Vielleicht erlebst du in deinem Umfeld, wie ein Mensch durch eine Organspende gerettet wurde, so dass du dich dazu entschließt, selbst Organspender zu werden. Hast du bereits einen Ausweis ausgefüllt, in dem du vermerkst, dass du nicht spenden willst, vernichtest du diesen einfach und stellst einen neuen aus. Teile deine Entscheidung am besten deinen Angehörigen und Freunden mit, damit alle im Bilde sind.

Natürlich darfst du dich jederzeit umentscheiden, wenn du doch nicht mehr als Organspender fungieren willst.

Was spricht für die Organspende – was dagegen?

Viele Menschen warten in Deutschland auf eine Organspende – für einen Großteil geht es dabei um Leben und Tod. Laut der Warteliste der europäischen Vermittlungsstelle Eurotransplant brauchen aktuell etwa 9.400 Patientinnen und Patienten aus Deutschland neue Organe bzw. Gewebe. Letztendlich kann jeder von uns in eine Situation geraten, in der wir auf Organspenden angewiesen sind. Wer sich für Organspenden entscheidet, leistet über den Tod hinaus einen wichtigen Beitrag für das Wohl der anderen.

Es gibt jedoch auch viele ethische und religiöse Gründe, die Menschen dazu bewegen, sich gegen eine Organspende zu entscheiden – was absolut legitim ist. Es kann beispielsweise nicht vorausgesetzt werden, dass jede Person den Hirntod als endgültigen Tod akzeptiert. Für einige Angehörige ist der Mensch noch sehr lebendig, auch wenn er oder sie durch die Medizin nur künstlich am Leben gehalten wird. Andere haben Vorbehalte, weil sie zum Beispiel meinen, ihr Körper könnte bei einer Organspende geradezu „ausgeschlachtet“ werden.

Es ist wichtig, sich eingehend zu informieren – unter anderem im Gespräch mit nahestehenden Menschen und Experten. So können Vorurteile abgebaut und die eigene Entscheidung gefestigt werden.

Hast Du einen Organspende-Ausweis, trägst du dich im Organspende-Register ein – oder bist Du noch unentschlossen, wie Du Dich entscheiden sollst? Erzähl uns davon in den Kommentaren!

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Achtung: Diese Informationen stellen nur einen ersten Überblick dar. Sie wurden sorgsam recherchiert. Wir erheben mit dieser Zusammenstellung jedoch nicht den Anspruch auf Vollständigkeit und gewähren keine Rechtssicherheit. Erkundige dich bei individuellen Fragen unbedingt bei Fachleuten wie Ärzten, Notaren, Anwälten, Bestattern etc.