Vorsorge-Serie: Die Patientenverfügung

Was hat es mit der Patientenverfügung auf sich? In diesem Vorsorge-Dokument legst du fest, welche medizinischen Maßnahmen im Ernstfall für dich getroffen werden sollen – wenn du selbst nicht in der Lage bist, deine Wünsche zu äußern. Plakativ ausgedrückt: Du bestimmst darüber, wann „der Stecker gezogen werden soll“ und ob dir nach dem Tod Organe entnommen werden dürfen. Aber noch vieles mehr.

Patientenverfügung – wichtig in jedem Alter

Das beste Negativ-Beispiel für den falschen Umgang mit Vorsorge-Themen liefert leider unsere Regierung: Auf der Seite des Bundesministeriums für Justiz kannst du dir kostenfrei eine Broschüre zur Patientenverfügung bestellen. Und was ist dort auf dem Cover zu sehen? Ein Ü-60-Pärchen bei einem Beratungsgespräch, na danke! Als würden auf den Intensivstationen nur alte Menschen liegen. Als wäre es nicht wichtig, dass jüngere Leute sich mit Aspekten wie Unfällen, schweren Krankheiten, Leiden und Sterben auseinandersetzen. Im dazugehörigen Text des Ministeriums ist es immerhin anders formuliert. Leider ist jedoch zu befürchten, dass sich viele vom Cover bereits abschrecken lassen.

Welche Vorteile hat eine Patientenverfügung?

Sobald die Patientenverfügung ausgefüllt vorliegt, müssen sich alle Ärzte, Pfleger und sonstiges medizinisches Personal an die darin angegebenen Wünsche halten – ebenso die Angehörigen oder sonstige Vertreter. Es ist wichtig, dass die Patientenverfügung nach einem Unfall oder bei schwerer Krankheit auffindbar und für Vertrauenspersonen zugänglich ist. Am sichersten aufgehoben ist die Patientenverfügung durch die Registrierung im Vorsorgeregister der Bundesnotarkammer.

Wie erstelle ich eine Patientenverfügung?

Einzige Voraussetzung für eine gültige Patientenverfügung: Du musst volljährig sein, um die darin enthaltenen Entscheidungen zu treffen. Ansonsten sind im Ernstfall deine Erziehungsberechtigten zuständig.

Aber Achtung: Es geht bei der Patientenverfügung buchstäblich um Leben und Tod. Die Entscheidungen sollten daher wohl überlegt sein. Leider sind die Formulierungen in den Vorlagen nicht unbedingt selbsterklärend. Stimme dich bei Unklarheiten, Fragen oder Zweifeln mit deinem Hausarzt oder anderen Fachleuten ab. Es ist zudem wichtig, das Dokument alle paar Jahre wieder zur Hand zu nehmen. Zum einen werden vorgedruckte Patientenverfügungen immer wieder aktualisiert. Zum anderen solltest du prüfen, ob sich an deiner Einstellung etwas geändert hat – eventuell durch Erlebnisse innerhalb der Familie oder dem Freundeskreis.

Was passiert ohne Patientenverfügung?

Ohne Patientenverfügung müssen deine Angehörigen mutmaßen, welche Behandlungsmaßnahme du dir wünschen würdest. Das stellt zusätzlich zur ohnehin schon sorgenvollen Situation eine harte Belastung dar – umso schlimmer, wenn über solche Themen innerhalb der Familie zuvor nie gesprochen wurde. In extremen Fällen gingen zerstrittene Familien sogar vor Gericht, da ein Teil das Ende der sogenannten „lebensverlängernden Maßnahmen“ forderte, die andere Hälfte jedoch daran festhalten wollte. Mit Patientenverfügungen gibt es solche Auseinandersetzungen nicht.

Wir hoffen, diese wichtigen Gründe haben dich überzeugt, dich weiter mit diesem Thema zu beschäftigen. Eine Patientenverfügung ist für jeden Menschen sinnvoll und wichtig. Satzbausteine oder Vordrucke von Patientenverfügungen werden von verschiedenen Anlaufstellen veröffentlicht und verteilt.

Hier geht es zum Infomaterial vom Justiz-Ministerium.

Ein Formular zum Ausfüllen vertreiben zum Beispiel die Christlichen Kirchen. Es heißt Christliche Patientenvorsorge„. Lade das PDF herunter oder bestelle die Patientenverfügung online, dafür werden nur Versandkosten erhoben.

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Konnten wir dich überzeugen? Wirst du eine Patientenvollmacht ausfüllen oder hast es sogar schon getan? Berichte uns gern in den Kommentaren!

Achtung: Diese Informationen stellen nur einen ersten Überblick dar. Sie wurden sorgsam recherchiert. Wir erheben mit dieser Zusammenstellung jedoch nicht den Anspruch auf Vollständigkeit und gewähren keine Rechtssicherheit. Erkundige dich bei individuellen Fragen unbedingt bei Fachleuten wie Ärzten, Notaren, Anwälten, Bestattern etc.